A. R. Penck
geboren 1939 in Dresden als Ralf Winkler; gestorben 2017 in Zürich
1955–1956 Zeichenausbildung am Volkseigenen Betrieb Deutsche Werbeagentur in Dresden
1968 verwendet erstmals das Pseudonym A. R. Penck
1972 Teilnahme an der documenta 5 in Kassel, im Laufe seiner Karriere noch drei weitere documenta-Teilnahmen
1980 Ausbürgerung aus der DDR und Übersiedlung in die BRD
1984 vertritt gemeinsam mit Lothar Baumgarten die BRD auf der Biennale in Venedig
1988–2005 Professur an der Kunstakademie Düsseldorf
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Bildende Kunst
A. R. Pencks archaisch anmutende Bilder mit ihren zahlreichen Piktogrammen und Schriftelementen haben einen hohen Wiedererkennungswert. Eine kritische Auseinandersetzung mit der selbst erlebten, jüngeren deutschen Geschichte und daran geknüpft die Beschäftigung mit existenziellen Grunderfahrungen wie Hoffnung und Angst, aber auch mit Sexualität bilden die zentralen Inhalte seiner großformatigen Gemälde.
Stilistisch wird er häufig mit Joan Miró, Jean Dubuffet, Jean-Michel Basquiat und Keith Haring verglichen.
Neben seinem malerischen Schaffen war Penck Dichter und Schriftsteller und veröffentlichte über 40 Texte unterschiedlicher Art (Romane, Essays, Manifeste sowie von ihm illustrierte Künstlerbücher).
Musik
Neben der bildenden Kunst war die Musik Pencks zweite große Leidenschaft. Am Schlagzeug, als energetischer Trommler, reagiert er sich ab und ist eine wilde, treibende Kraft in zahlreichen Bandkonstellationen. Er nützt jede Gelegenheit für einen Auftritt, und die Liste seiner Konzerte ist unüberschaubar. Penck war in der Musikszene ebenso gut vernetzt wie in der Kunstwelt, organisierte etliche Musikfestivals und brachte über 50 Tonträger heraus. Fast immer gestaltete er die Plattenhüllen dazu selbst. Das Schlagzeug ist Pencks bevorzugtes Instrument. Daneben singt er und spielt Klavier, Bassgitarre und Blasinstrumente. Mitunter wechselt er während eines Konzertes mit seinen Bandmitgliedern die Instrumente.
Er steht mit bedeutenden Musiker*innen wie Frank Wright, Butch Morris, Frank Lowe, Jeanne Lee, Alan Silva, Peter Kowald, Clarence Sharpe oder Louis Moholo in Europa und den USA auf der Bühne, aber noch viel häufiger mit seinen Künstlerkollegen wie Helge Leiberg, Michael Freudenberg, Albert Oehlen, Martin Kippenberger und Markus Lüpertz.
1979, noch in der DDR, gründet Penck mit seinem Malerfreund Helge Leiberg, dem Komponisten und Gitarristen Lothar Fiedler und dem Bassisten Christoph Winckel die Band O.T. Nach seiner Ausbürgerung und Übersiedlung in die BRD 1980 folgen ihm sukzessive seine Bandkollegen, und die Gruppe tritt noch bis in die 1990er-Jahre unter diesem Namen auf.
In der Ausstellung
O.T.
Galerie Benden und Klimczak, Viersen (DE), 11. 9. 1992, mit Lothar Fiedler (guit.), Helge Leiberg (tp., horn), A. R. Penck (perc., voc., bass guit.), Christoph Winckel (bass guit., perc.), 53:39 min
Courtesy: Helge Leiberg
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Das Konzert fand anlässlich der Ausstellung von A. R. Penck in der Galerie Benden & Klimczak in Viersen (nahe Mönchengladbach) statt. Penck spielt mit seiner Band O.T., bestehend aus zwei Musikern, dem Gitarristen Lothar Fiedler und dem Bassisten Christoph Winckel, und zwei bildenden Künstlern, Helge Leiberg sowie ihm selbst. Im Sinne des Free Jazz improvisieren sie leidenschaftlich und bisweilen wild und tauschen dabei auch die Instrumente. Penck singt, spielt Schlagzeug und Bass.
Wenngleich Penck Musik und Malerei als getrennte Bereiche sieht, begreift er das Musikmachen in Ausstellungen als Möglichkeit eines Perspektivenwechsels, der neue Sicht- und Erfahrungsweisen bewirken kann. »Malen und Musik sind zwei unterschiedliche Arten des Denkens. Musik kann aber die Betrachtungsweise der Leute verändern. Plötzlich bekommt das Bild eine andere Form. Ich könnte eine Verbindung herstellen, aber Musik und Malerei bleiben immer unterschiedliche Felder.« (Penck, 1983)
Autor*in:
Daniela Hahn