1977–1980 Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien
1980–1983 Studium an der Hochschule für angewandte Kunst Wien
1994–1995 Gastprofessur an der Hochschule für bildende Künste Hamburg
1999–2000 Professur für Bildhauerei an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule Frankfurt am Main
seit 2000 Professur für Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien
–
...weniger
Bildende Kunst
Kunst ist für Zobernig Medium der Kommunikation und als solche eine Sprache, und eine kritische Untersuchung der Funktionsweisen und Möglichkeiten von Sprachen ist das zentrale Anliegen seines Schaffens. Er untersucht die Potenziale der verschiedenen künstlerischen Medien und gelangt zu dem Schluss, dass sich letztlich immer nur die Uneindeutigkeit und Ambivalenz wie auch die Kontextabhängigkeit jeglicher Aussage feststellen lassen. In diesem Sinne arbeitet Zobernig als Maler, Grafiker, Plastiker, Performer, Installations-, Film-, Video- und Computerkünstler ebenso wie als Fotograf, Dichter und Musiker. Er schafft Ausstellungsdisplays, gestaltet Lounges, Cafés und zuletzt sogar Sakralräume. Stets geht es darum zu fragen, mit welchen Mitteln Kunstwerke mit jeweils verschiedenen Bedeutungen aufgeladen werden können und wie sich deren Lesart je nach Kontext ändern kann. Dabei verweist er auch auf die Unmöglichkeit einer klaren Grenzziehung zwischen Kunst und Design, Architektur, Ausstellungsgestaltung oder Typografie, aber ebenso zwischen Theater und den vielen anderen Arten des Performens, darunter das Musikmachen. Und er gehört zu den Ersten, die Rolle und Bedeutung des Kunstbetriebs und von dessen zahlreichen Protagonist*innen (wie etwa Kurator*innen, Sammler*innen, Autor*innen) für Entstehung wie Rezeption von Kunst herausgestrichen haben.
Mit ihrer extrem reduzierten Formensprache sind Zobernigs Werke der klassischen Minimal Art der 1960er- und 1970er-Jahre verpflichtet, widersetzen sich aber der von dieser postulierten Referenzlosigkeit. Ja, es geht ihm gerade darum aufzeigen, dass beispielsweise ein weiß gestrichener Kubus mit aufgesetztem Plexisturz einerseits als minimalistische Skulptur, also autonomes Artefakt, und andererseits als Sockel und damit funktionalistisches Gebrauchsobjekt gelesen und verwendet werden kann. Analog untersuchen seine Bilder und Videos, in welcher Form mit den Mitteln dieser Medien Bedeutung generiert werden und wie diese je nach Kontext kippen und anders gelesen werden kann. In seiner zusammen mit dem Literaten Ferdinand Schmatz als Künstlerbuch verfassten Farbenlehre (1995) verweist Zobernig anhand der Geschichte der Farbtheorien darauf, dass etwa ein und dieselbe Farbe im Laufe der Jahrhunderte mit verschiedensten Wertungen und Konnotationen belegt werden konnte. Zobernigs Displays oszillieren bewusst zwischen künstlerischer Installation und Innenarchitektur und lassen es offen, ob etwa ein Tisch oder ein Regal Skulptur oder Möbel ist.
Musik
Das experimentelle Musizieren, das mehr nach performativen denn nach musikalischen Regeln ausgerichtet war, spielte bei Zobernig schon früh eine Rolle. Die in den Jahren 1983 und 1984 meist als Trio auftretende Gruppe Halofern, der neben Zobernig auch Marcus Geiger und Richard Fleissner angehörten, erging sich in »Cross-overs«, in denen Musik im herkömmlichen Sinn eine eher marginale Rolle spielte. Vielmehr wurde eine reiche Palette eines wahren Do-it-yourself-Kosmos ausgebreitet: Instrumente baute man zum Teil selber – ein eher skulptural verstandener Akt. Die Besetzung der Instrumente war flexibel. Man hat untereinander getauscht, um keine Routinen oder Formelhaftigkeit einreißen zu lassen. Das Soundrepertoire war bewusst uneingängig und widerborstig gehalten.
Diese Art von Ikonoklasmus findet sich beispielsweise in dem Video Heimat II (1987), das Heimo Zobernig und Helmut Mark zu einem Stück einer Gemeinschaftsformation aus den Gruppen Halofern und Molto Brutto anfertigten. Eine horizontale rote Linie verläuft im unteren Drittel durch die ansonsten schwarze Bildfläche, nur zweimal wird sie für Sekundenbruchteile unterbrochen. Der Molto-Brutto-Sänger Fritz Grohs (1955–2000) rezitiert kratzbürstig einen Text über Heimat, während die Bandkollegen mit skizzenhaft hingeworfener Renitenz jeden Anflug von Wohligkeit unterlaufen.
Autor*in:
Eva Badura-Triska / Christian Höller